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Der Begriff der Aufklärung
In: Adorno / Horkheimer:
Dialektik der Aufklärung
, Orig. 1944
*

Rudolf Süsske

"Wer denkt, beobachtet sich in dem,
was er nicht ist."
PAUL VALERY

GOYA - Der Traum der Vernunft gebiert Gespenster

... Fragen wir heute einmal nicht nach diesen oder jenen spezifischen Rationalitätskriterien, fragen wir einmal nicht ob diese Meinung oder jener Wunsch rational ist oder nicht. Treten wir einen Schritt zurück und fragen wir einmal nach Geschichte und Struktur dessen, was wir wissen, 'Begründung' nennen; nach dem Subjekt, das rational denkt und handelt und fragen wir nach der Beziehung zwischen diesem Subjekt und diesem Objekt. Lösen wir uns so von der Vorstellung eines einsamen Aktors oder einer isolierten Dialogsituation, von den handlichen Beispielen aus dem Alltag.

Befragen wir nun einen Text, der sich quer legt zu den bisherigen (sprach-analytischen) Aufsätzen. Schon der Titel: "Dialektik der Aufklärung" bzw. "Begriff der Aufklärung" scheint uns vom Thema wegzuführen.
Keineswegs - betreiben wir nicht gerade das Geschäft der Aufklärung, wenn wir nach Rationalität fragen, uns in der Frage der Begründung von theologischen und metaphysischen, von systematisch irreführenden Begriffen absetzen und nur akzeptieren, was klar und wohl unterschieden ist? Beschreiben wir nicht unsere eigene Persönlichkeit, notwendigerweise oder transitorisch, als einen defizienten Modus des rationalen, sich selbst gläsernd durchschauenden Subjekts, das die mythischen Reste von Selbstvergessenheit und Triebhaftigkeit begreift, und so wortwörtlich in den Griff nimmt?
Wenn wir so alles befragen, ob es unseren Kriterien der Rationalität genügt, dann besetzen wir diesen Richterstuhl mit einem Denken, das sich letztlich selbst begründet, unbedingt erscheint.

Doch lassen wir uns warnen:
"Je leidenschaftlicher der Gedanke gegen sein Bedingtsein sich abdichtet um des Unbedingten willen, um so bewußtloser, und damit verhängnisvoller, fällt er der Welt zu. Selbst seine eigene Unmöglichkeit muß er noch begreifen um der Möglichkeit willen." (ADORNO, Minima Moralia, S.334)
Damit sind wir mitten im Thema: ADORNO und HORKHEIMER versuchen
"die Verflechtung von Rationalität und gesellschaftlicher Wirklichkeit, ebenso wie die davon untrennbare von Natur und Naturbeherrschung, dem Verständnis näher zu bringen" (S.5).
Gegenstand der Untersuchung ist die Selbstzerstörung der Aufklärung. Es geht nicht um die Beschreibung einer Verfallsgeschichte, deren Aufhebung darin läge, zu den Wurzeln zurückzukehren, noch geht um die Stillegung des Prozesses.
"Wir hegen keinen Zweifel - und darin liegt unsere petitio principii -, daß die Freiheit in der Gesellschaft vom aufklärenden Denken unabtrennbar ist. Jedoch glauben wir, genauso deutlich erkannt zu haben, daß der Begriff eben dieses Denkens, nicht weniger als die konkreten historischer Formen, die Institutionen der Gesellschaft, in die es verflochten ist, schon den Keim zu jenem Rückschritt enthalten, der heute überall sich ereignet" (S.3).

Da diese Aporie nicht nur die von Begriffsbestimmungen ist, sondern auch auf die gesellschaftliche Realität bezogen ist, muß jede voreilige Auflösung fragwürdig erscheinen. Es gilt eher, den Sinn dieses Widerspruchs zu entfalten.
Ziel der
Aufklärung von je her war es, "von den Menschen die Furcht zu nehmen und sie als Herren einzusetzen." (S.9)
Herren, worüber? Es geht um die Herrschaft über die Natur, die Entzauberung der Welt und den Sturz der Mythen. Das Wissen, das der Natur gebietet, bedeutet Macht, nie schon Bacon bemerkte. Das Wesen dieses Wissens ist seine technologische Struktur. Nicht Wahrheit, sondern das wirksame Verfahren, die Methode werden bedeutsam. Von der Natur nur das, was auf sie selbst und die Menschen anwendbar ist, gilt es zu lernen. Was sich dem Maß von Berechenbarkeit und Nützlichkeit nicht fügt, scheint verdächtig. Dieser Prozeß war jedoch schon vor der Etabiierung der neuzeitlichen Wissenschaft in Gang gekommen.
Die reale Übermacht der Natur, das Übersinnliche und Transzendente, wurden erfahren als Verschlungen-werden. Das religiöse Prinzip des Mana kennzeichnet die mythisch-animistische Zeit.
"Primär, undifferenziert ist es alles Unbekannte, Fremde; das was den Erfahrungskreis transzendiert, was an den Dingen mehr ist als ihr vorweg bekanntes Dasein." (S.21)
Der Schreckensruf, "mit dem das Unbekannte erfahren wird, wird zu seinem Namen" (ebd.). Er fixiert das Transzendente gegenüber dem Bekannten, begleitet vom Schauder der Heiligkeit. In der Differenzierung von Belebtem und Unbelebtem, der Besetzung bestimmter Orte mit Dämonen ist die Trennung von Subjekt und Objekt schon angelegt. In den vorsokratischen Kosmologien scheiden sich die Götter von den Stoffen und in der griechischen Metaphysik vergeistigt sich die mythische Vieldeutigkeit "zur reinen Form der ontologischen Wesenheiten".(S.12)

Doch der Aufklärung in der Neuzeit, vom Rationalismus bis zum Positivismus, galten die Universalien zunehmend selbst noch als Aberglaube. "In der Autorität der allgemeinen Begriffe meint sie noch die Furcht vor den Dämonen zu erblicken,(...). Von nun an soll die Materie endlich ohne Illusion waltender oder innewohnender Kräfte (...) beherrscht werden." (ebd.) Alles, was darüber hinausgeht, wird zur Projektion von Subjektivem auf die Natur, also als Anthropomorphismus gedeutet. Der Angst glaubt der Mensch dadurch ledig zu sein, daß es nichts Unbekanntes mehr gibt. "Aufklärung ist die radikal gewordene, mythische Angst." (S.22)
In der Bestimmung der Materie als raum-zeitlich verortbare, qualitätslose Massepunkte und der Fixierung von Naturgesetzen ist jede Sicht auf Neues versperrt, stets wird es aus dem Alten, Bekannten erklärt. Es kann nichts Neues geben, da die Vernunft immer nur dasselbe wiedererkennt, das Konstitutionsgesetz der Dinge in sich trägt. Hier enthüllt sich auch der ursprüngliche Sinn des Mathematischen:
Mathemata ist jenes "an" den Dingen, was wir eigentlich schon kennen, nicht erst aus ihnen herausholen, sondern selbst schon mitbringen. Die Gegenstände der Erfahrung werden ihrer je bestimmten Physiognomie entkleidet und zu mathematisch-physikalisch bestimmbaren Dingen an sich ihnen wird, wie Husserl es einmal ausdrückte, ein "Ideenkleid" übergeworfen.
Im System, aus dem sich jedes Faktum, jeder Prozeß ableiten läßt, findet die Vorbestimmtheit seinen Ausdruck. Natur scheint begriffen, in den Griff genommen zu sein.
"In der Verwandlung enthüllt sich das Wesen der Dinge immer als je dasselbe, als Substrat von Herrschaft". (S.15) "Als je dasselbe" wird das Besondere zum Gleich-gültigen; Exemplar eines Allgemeinen, es wird vergleichbar.
Die Reduktion auf abstrakte Größen macht Ungleichnamiges komparabel. Bestimmend bleibt das Prinzip des Äquivalents, die Abstraktion vom Besonderen und Zufälligen. So wurde auch die formale Logik, gleichgültig gegenüber dem unter ihr Subsumierten, zur großen "Schule der Vereinheitlichung". (S.13)
Der Prozeß zunehmender Abstraktion, um der Verfügung willen, wird erkauft durch eine "fortschreitende Distanz zum Objekt". (S.17) In der bürgerlichen Gesellschaft hat dieses Denken sein Komplement in der abstrakten Arbeit, deren Ausbreitung ihre vorgeblichen Subjekte nicht unberührt läßt, sondern als äußerer und innerer Zwang zur Konformität treibt.

Halten wir einen Moment inne. Schon der patriarchale Zeus-Mythos selbst ist Aufklärung. "Als sprachlich entfaltete Totalität, deren Wahrheits-anspruch den älteren mythischen Glauben, die Volksreligion herabdrückt" (S.17), kann er sich mit der philosophischen auf einer Ebene messen. Sofern gezeigt werden kann, daß ein Mythos selbst mit einem verdrängenten Wahrheits-anspruch auftritt, kann gesagt werden, die Mythologie habe selbst den endlosen Prozeß der Aufklärung ins Spiel gesetzt, "in dem mit unausweichlicher Notwendigkeit immer wieder jede bestimmte theoretische Ansicht der vernichtenden Kritik verfällt, nur ein Glaube zu sein, bis selbst noch die Begriffe des Geistes, der Wahrheit, ja der Aufklärung zum animistischen Zauber geworden sind." (ebd.)

Das Identische in dieser Bewegung bleibt dabei die zersetzende Kritik. Indem die Aufklärung schon im Mythos wurzelt, allen Stoff von den Mythen empfängt, um sie zu zerstören, gerät sie selbst als Richtende in den mythischen Bann. "Sie will dem Prozeß von Schicksal und Vergeltung sich entziehen, indem sie an ihm selbst Vergeltung übt." (S.18)
Mit jedem Schritt, den die Aufklärung zu ihrer Befreiung unternimmt, verstrickt sie sich tiefer in Mythologie. Die Nichtigkeit der Tatsache in seiner Gleichgültigkeit als bloßes Exemplar eines Allgemeinen, ist die Wiederkehr des mythischen Worts: Alles Geschehen muß dafür Buße tun, daß es geschah. Das Schicksal, der mythische Kreislauf kehrt in der
Gesetzlichkeit wieder, hält "den Menschen in jenem Kreislauf fest, durch dessen Vergegenständlichung im Naturgesetz er sich als freies Subjekt gesichert wähnt." (S.18)
Die Herrschaft über die äußere Natur wendet sich gegen das denkende Subjekt selbst. Es muß sich, dem allumfassenden logischen Formalismus gehorchend, unters Vorfindliche unterordnen. Nicht nur die Begriffe, die Sprache werden entmythologisiert, auch die menschlichen Beziehungen und Verhaltensweisen müssen "rationalisiert" werden.

In dieser Bewegung geraten das Leibliche, Triebhafte, gar das natürliche Ich unter die Regentschaft eines transzendentalen Subjekts als gesetzgebender Instanz des Handelns. Beseitigt die moderne Wissenschaftstheorie selbst dieses noch, so verflüchtigt sich die letzte Erinnerung an Subjektivität. Aus der größten Distanz zum Objekt fällt das Subjekt wieder zurück in die, von ihm verstümmelte Natur.
"Wenn alle Psychologie seit der des Protagoras den Menschen erhöhte durch den Gedanken, er sei das Maß aller Dinge, so hat sie damit von Anbeginn zugleich ihn zum Objekt gemacht, zum Material der Analyse, und ihn selber, einmal unter die Dinge eingereiht, deren Nichtigkeit überantuortet. (ADORNO, MM, S.75) "Die älteste Angst geht in Erfüllung, die vor dem Verlust des eigenen Namens." (S.37)

Doch wieder sind wir einen Schritt zu weit gegangen. Wer seinen Namen verlieren kann, muß ihn zuvor besitzen, muß sich als identisches Wesen wissen. Die Frage zielt auf das Erwachen der Subjektivität.
Wenden wir uns Odysseus zu, dem Helden unserer Zivilisation. In der homerischen Odyssee wird die Geschichte der Sub-jektkonstitution verräumlicht.
"Die Irrfahrt von Troja nach Ithaka ist der Weg des leibhaft gegenüber der Naturgewalt unendlich schwachen und im Selbst-bewußtsein erst sich bildenden Selbst durch die Mythen." (S.53)
Durch die Todesgefahren hindurch ist der Held mündig geworden, hat seine Identität als Person gehärtet. Doch das Bedrohliche, Abenteuerliche war - bei Gefahr des eigenen Untergangs, des sich selbst wieder Verlierens - mit einem Glücksversprechen verschwistert.
"Die Anstrengung, das Ich zusammenzuhalten, haftet dem Ich auf allen Stufen an, und stets war die Lockung es zu verlieren, mit der blinden Entschlossenheit zu seiner Erhaltung gepaart." (S.40)

Um die Selbsterhaltung zu sichern und die Abenteuer zu bestehen, bedarf es der List. Den Naturgewalten, den Göttern zu opfern dient dem eigenen Überleben. Doch planmäßig eingesetzt, liegt darin ein Moment des Betruges. Die Götter werden beherrscht, zuletzt gestürzt, gerade durch das System der ihnen widerfahrenden Ehrung.
"Die Einschränkung des amorphen Meeresgottes auf eine bestimmte Lokalität, den heiligen Bezirk, schränkt zugleich seine Macht ein, und für die Sättigung an den äthiopischen Ochsen muß er darauf verzichten, an Odysseus seinen Mut zu kühlen." ( S.57)
Die List des Odysseus besteht darin, als Opfer und Priester zugleich zu fungieren. Er kalkuliert seinen Einsatz und bewirkt eine "Negation der Macht, an welcher der Einsatz geschieht".(ebd.)
In der
"Vorbeifahrt an den Sirenen", deren Lockung mit dem Verlust des eigenen Selbst bezahlt würde, gibt es für Odysseus nur zwei Wege des Entrinnens:
# Den Gefährten, den Knechten werden die Ohren mit Wachs verstopft, sie dürfen nichts hören, wenn sie bestehen wollen. Als Arbeitende müssen sie nach vorwärts blicken.
"Den Trieb, der zur Ablenkung drängt, müssen sie verbissen in zusätzlicher Anstrengung sublimieren. So werden sie praktisch." (S.40)
# Odysseus als Grundherr, der ändere für sich arbeiten läßt, hört ohnmächtig zu. Doch das Gehärte bleibt für ihn folgenlos, er bleibt an den Mast gefesselt. In dieser grandiosen Triebunterdrückung wird der Gegenstand der Verlockung zur Kunst neutralisiert.

Wohlüberlegt greifen auch die jeweiligen Beschränkungen von Herr und Knecht ineinander. Der Herr, befreit von der Arbeit, bleibt doch unselbständig oder wie Hegel es ausdrückt: "Der Herr aber, der den Knecht zwischen es (Naturding) und sich eingeschoben, schließt sich dadurch nur mit der Unselbständigkeit des Dinges zusammen und genießt, es rein; die Seite der Selbständigkeit aber überläßt er dem Knechte, der es bearbeitet." (S.41)
Ihre Selbständigkeit weiß aber nicht um die Schönheit des Gesanges der Sirenen, sondern nur von der Gefahr, so daß das ungehörte Flehen um Befreiung vergeblich bleibt. Doch auch die selbständige Arbeit ist eine Form von List, die auf den Betrüger zurückschlägt. Denn nur die "bewußt gehandhabte Anpassung an die Natur bringt diese unter die Gewalt des physisch Schwächeren". (S.64)

Wir zitieren wiederum Hegel:
"Das Werkzeug hält als solches vom Menschen sein materielles Vernichten ab; aber es bleibt darin (...) seine Tätigkeit (...) In der Maschine hebt der Mensch selbst diese seine farmale Tätigkeit auf und läßt sie ganz für ihn arbeiten. Aber jener Betrug, den er gegen die Natur ausübt, (...) rächt sich gegen ihn selbst; was er ihr abgewinnt, je mehr er sie unterjocht, desto niedriger wird er selbst.(...) so hebt er die Notwendigkeit seines Arbeitens nicht auf, sondern schiebt es nur hinaus, entfernt es van der Natur, und richtet sich nicht lebendig auf sie als eine lebendige; sondern es entflieht diese negative Lebendigkeit, und das Arbeiten, das ihm übrigbleibt, wird selbst maschinenmäßiger", macht ihn selbst zum Ding. (zit. nach HABERMAS, Technik u. Wissenschaft... ,S.26f)

Die Dialektik der Aufklärung zeigt sich hier sehr deutlich, wo die Vertretbarkeit (dh. die Befreiung von der Arbeit durch instrumentellen Einsatz von Arbeit und Wissenschaft) als Maß von Herrschaft Vehikel des Fortschritts der Naturbeherrschung ist und zugleich Regression.
Die listige Angleichung des Subjekts an die Objektivität, an die von ihm selbst zugerichtete Natur ist eine Mimesis an das Tote.
"Die Herrschaft des Menschen über sich selbst, die sein Selbst begründet, ist virtuell allemal die Vernichtung des Subjekts, in dessen Dienst sie geschieht, denn die beherrschte, unterdrückte und durch Selbsterhaltung aufgelöste Substanz ist gar nichts anderes als das Lebendige, (...) eigentlich gerade das, was Erhalten werden soll." (S.52)

Gibt es eine Möglichkeit, diesen Prozeß der zunehmenden Selbstzerstörung aufzuhalten?
Die Hypostasierung der Utopie, das Ausmalen des Bildes der Versöhnung, ebenso wie die resignierte Hereinnahme der Entzweiung in die "Condition humaine" geraten zum Betrug.
"Gerettet wird das Recht des Bildes in der treuen Durchführung seines Verbotes." (S.30)
Zuallererst muß sich das Denken auf seine eigene Schuld besinnen. Der Fortschritt der Zivilisation ist auf den Begriff angewiesen, denn er distanziert nicht bloß - als Instrument der Naturheherrschung - den Menschen von der Natur, sondern "als
Selbstbesinnung eben des Denkens, das in der Form der Wissenschaft an die blinde ökonomische Tendenz gefesselt bleibt, läßt er die das Unrecht verewigende Distanz ermessen." (S.47)
Ein Denken, das so auf sich selbst als Zwangsmechanismus reflektiert, vernimmt sich selbst als vergessene und zugerichtete Natur. Aufklärung, in diesem Sinne des Eingedenkens der Natur im Subjekt, ist der Herrschaft entgegengesetzt.
"Mit konsequenzlogischen Mitteln trachtet sie, anstelle des Einheitsprinzips und der Allherrschaft des übergeordneten Begriffs die Idee dessen zu rücken, was außerhalb des Banns solcher Einheit wäre." (ADDRNO, Negative Dialektik, S.3)

Nimmt man dieses Denken ernst, und es sollte ernst genommen werden, so ergeben sich folgenreiche Konsequenzen. Es unterläuft dort die Gegenüberstellung von traditioneller und kritischer Theorie, wo sie gemeinsam als einheitliches System sich darstellen, gleich ob in Form von Naturwissenschaft oder Geschichtsphilosophie. Auch wird die Arbeit, Motor individueller und gesellschaftlicher Selbsterhaltung, insofern negiert, als sie den Primat für die Bestimmung der Lebensvollzüge abgibt.
"Eingedenken der Natur im Subjekt" heißt aber auch, die Idee der Autonomie, den Versuch einer absoluten Selbstbegründung preiszugeben. Denn dies war in den bisherigen Ausführungen ungenannt gegenwärtig.
Alles Sein vor den Richterstuhl der Vernunft zu stellen und auf seine Existenzberechtigung hin zu befragen, sich selbst als unbedingt zu setzen ist von der Idee der Autonomie unlösbar und führt zur Selbstzerstörung. Erst wenn wir die Vorgegebenheit als Unvordenklichkeit begreifen, werden wir die Natur, innere wie äußere, nicht mit einem Netz von Kategorien und Bestimmungen einfangen, sondern ihre Dignität wahren.

* (Der kleine einführendeText entstand in einem Seminar an er FU Berlin, wo vornehmlich sprachanalytische Theorien zu "Rationalität" verhandelt wurden. Wir haben dort über die Rationalität von Meinungen, über Handlungsrationalität, begründetes Kausalwissen, über rationale Lebenspläne und Wünsche gesprochen).
Hier plaziert soll er nur als Einladung zum Selbst- oder Wieder-Lesen dienen !

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