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Weihnachtsausgabe 2000

TRÄUMEbutt-fly

"Kreativwerkstätte"
für körperlich-seelische Gesundheit

Vortragsreihe "Vom Träumen und Hoffen"
im Christlichen Krankenhaus

Einladung

von E. Gadeberg

In Träumen tauchen sie auf: Ängste, Hoffnungen, Wünsche, Probleme - verfremdet, manchmal beängstigend, oft auch Lösungen bergend. Eine Art Psycho-Hygiene vielleicht, eine Kraft, die auch der Seelsorge zu eigen ist. Folgerichtig hatten sich Krankenhausseelsorge und die Abteilung Psychotherapeutische Medizin / Psychosomatik des Themas angenommen. "Vom Träumen und Hoffen" war eine weitere Folge in der Vortragsreihe "Dialogische Medizin" am Christlichen Krankenhaus überschrieben. Quakenbrück (zm)

In Träumen entfalten sich Hoffnungen und Wünsche, in Träumen begegnet uns das Transzendente, begegnet uns Gott, hoffen wir, ein Stück Antwort mit auf den Weg zu bekommen, bereitete Pastor Klaus Teckentrup einer interessierten Zuhörerschaft den Weg hinein in ein spannendes Thema.

 Foto: E. Gardeberg

DEM TRÄUMEN UND HOFFEN widmeten (von links) Pastoralreferntin Luzia Zimmer, Dr. med. Eckhard Schiffer, Dipl.-Psych. Rudolf Süsske und Klinikpfarrer Reiner Herzfeld einen Nachmittag und einen Abend in der Arche des Christlichen Krankenhauses. Die Moderation hatte Pastor Walter Albers (Mitte) übernommen. Foto: E. Gadeberg

"Hoffen wir das Beste", spann es Pastoralreferentin Luzia Zimmer weiter mit einer oft benutzten Floskel. "Wir hoffen immer auf etwas Besseres, als die augenblickliche Situation es darstellt", schlug sie den Bogen zu dem Begriff Hoffnung, wie ihn Christen verstehen, Hoffnung als eine der drei christlichen Tugenden neben Glaube und Liebe. Glaube und Hoffnung, dass Christus der Welt sein Heil zukommen lasse, knüpfe an an eine Ursehnsucht der Menschen nach Glück, das auf dieser Erde nicht zu erfüllen sei. Christliche Hoffnung richte sich auf die Auferstehung als ein Geschenk Gottes, nicht als Ergebnis menschlichen Bemühens. Christen machten den Sinn ihres Lebens nicht abhängig von einzelnen Handlungen, sie sähen ihn in der Ausrichtung ihres Lebens auf Gott. "Deshalb können sie hoffen auch in hoffnungslosen Situationen."

Christliche Hoffnung gilt der Auferstehung

Ähnlich formulierte Diakonin Antje Junghans-Maurer. "Träume gehören zu unserem Leben. Ohne Hoffnungen und Träume können Menschen die oft harte Wirklichkeit nicht bestehen." In dem Augenblick, in dem Menschen den Boden unter den Füßen verlören, bekämen Träume für sie eine Bedeutung. Träume machten die Auseinandersetzung möglich -mit Situationen, mit sich selbst, mit anderen und mit Gott. "Frauen träumen Glauben" hatte Antje Junghans-Maurer ihren Vortrag überschrieben und als Beispiel aus der Bibel Hagar zitiert, eine Nebenfrau Abrahams. Frauen erzählten auch mehr von ihren Träumen, schilderte sie ihre Erfahrungen als Seelsorgerin. Für dieses Bedürfnis gelte es sensibel zu werden. Entscheidend sei es, zuzuhören, mitempfinden zu können - nicht immer sei eine Antwort erforderlich.

Inwieweit Träume eine Antwort geben können auf eigenes Unbegriffenes, Unbewältiges, versuchte Dipl.-Psych. Rudolf Süsske dem Publikum nahezubringen. Er wanderte in seinem Vortrag sozusagen zwischen "Traum und Trauma" hin und her. Stimmen und Geräusche, Bilder und Szenerien in Träumen - wie absurd und verfremdet sie auch erschienen - seien Spuren, Versatzstücke aus der Lebensgeschichte. Sie repräsentierten ambivalente Gefühle, Konflikte, unbegreifbare Situationen und Einbrüche, Wünsche und Hoffnungen. Die Traumarbeit sei gleichsam das Handwerkszeug, mit dem diese Szenen und Problem-Konstellationen in eine Ordnung gebracht würden. Was es so schwer mache, diese Ordnung zu entziffern, sei der Reichtum der Verknüpfungen von Elementen. Anders als im Wachzustand, verknüpften Träume alles, was sie bekommen könnten. Dabei bildeten Gefühle, emotionale Konflikte die Zentren, um die sich Szenen und Bilder versammelten. Ohne auf die Realität im Sinne der Handlungslogik oder der Raum-Zeit-Struktur zu achten, könne ein Gefühl der Trauer die verlorene Puppe der Kinderzeit mit dem Tod der Oma und dem Scheitern von Beziehungen in einer Traumszene "verdichten".

Trauma bedeutet Ausnahmesituation

Das Trauma bedeute eine Ausnahmesituation. Das aus "Geschichten" gewirkte Koordinatensystem, das Erfahrungsmuster von Gefühl und Verstand, gleiche einer Melodie. Nun gebe es aber Einbrüche, Verletzungen oder Enttäuschungen (sexueller Missbrauch, physische Gewalt, Geiselnahme, Brandkatastrophe), die die Melodie gänzlich unhörbar machten. Für ein Kind zum Beispiel seien die Eltern Quelle seines Selbst- und Weltvertrauens. Alle Gefühle, alle Erfahrungen würden in dieses Koordinatensystem eingeordnet. Gewalt jeglicher Art könne diesen Lebensgrund bedrohen, stürze auf das Kind ein, ohne dass es ihr einen Sinn zuordnen könne, so dass es erträglicher erscheine, sich selbst als die "Störung" der Ordnung zu verstehen. Das spätere Leben bestehe dann vornehmlich darin, eine neue Melodie zu finden oder die alte wiederzufinden. Albträume Traumatisierter, in denen sich das Trauma wiederhole, spiegelten immer auch den Wunsch wider, die Erfahrung möge anders verlaufen.

Weniger um persönliche als um gesellschaftlich relevante Träume, Visionen, geht es in den "Hoffnungsträumen des Alten Testamentes", derer sich Klinikpfarrer Reiner Hertzfeld angenommen hatte. Israels religiöse Geschichte sei von seiner politischen Geschichte nicht zu trennen. Insofern hätten in der Bibel auftauchende Träume und Visionen von Menschen am Wendepunkt einer Gesellschaft immer auch einen sozialpolitischen Hintergrund. Gott offenbare sich dem Träumer, der auf diese Weise als Bindeglied diene zwischen Gott und seinem Volk, das sich von ihm entfernt habe. "Hoffnungsträume" als ein Hinweis darauf, wie Gott zu suchen und zu finden sei.

In gewisser Weise auch ein Weg, zu sich selbst zu finden. Als "Kreativwerkstätte für körperliche und seelische Gesundheit" wollte Dr. Eckhard Schiffer, Chefarzt der veranstaltenden Abteilung, Träume verstanden wissen. Im Traum, so der Arzt und Therapeut, könne Neues geschehen, könne alles das passieren, was man sonst nicht könne, wolle oder dürfe. Es seien aber nicht nur die verpönten, verbotenen Wünsche, Impulse und Gedanken, die sich - meist "verkleidet" - zeigten. Man begegne im Traum vielen neuen Ideen und Impulsen. Sinnzusammenhänge seien durch Verdichtung (eine Person kann die Eigenschaft von zwei anderen zeigen), Verschiebung (Hut steht für Vater) oder assoziative Verknüpfung (Unauffälliges erweist sich als bedeutsam) bestimmt. Alles das diene dazu, dass man das Aufsässige, Anstößige, Unerlaubte und Unmoralische im Traum in verkleideter Form abhandeln könne und zwar ohne dass dadurch der innere Zensor - "mit Idealvorstellungen von uns selbst" - das Gewissen zu sehr aufgeschreckt werde. Mit 70 Jahren habe man, zusammengerechnet, sechs Jahre lang hintereinander geträumt. Dies müsse einen Sinn haben.

"Wir träumen, ob wir wollen oder nicht", so der Arzt und Therapeut, "und Träume helfen uns, das zu verarbeiten, was wir als konflikthaft, als schwierig und bedrohlich erleben."

In der Regel könnten Menschen diese Aufgaben mit Hilfe ihrer Träume meistern, so wie das Immunsystem in der Regel mit den ankommenden Keimen fertig werde. Manchmal seien sowohl Träume wie Immunsystem überfordert. Dann brauche man Hilfe von außen - hinsichtlich des Immunsystems vielleicht ein An-tibiotikum, bezüglich der Träume einen hilfreichen Dialog.

Nachtträume seien zu ergänzen und zu fördern durch Tagträume. Beide hätten vieles gemeinsam, man müsse ihnen nur Raum geben, um gesund zu bleiben. Menschen, die zu wenig träumten, deren Träumen unterbunden werde, würden krank, wie schreckliche Experimente bewiesen hätten.

"Wir können also Träume fördern, indem wir auf den täglichen Alkoholkonsum verzichten und indem wir unse-ren eigenen inneren Bildern Raum geben und nicht durch Fremdbilder oder Medien über fluten lassen", so Schiffer. Mit der Gute-Nacht-Geschichte könnten Eltern ihren Kindern helfen, Affekte zu "verdauen", zu entgiften. In der Gute-Nacht-Geschichte-Situation entstünden darüber hinaus Tagträume, in der Mutter oder Vater an der Welt des Kinde teilnehmen kann. +


Presse

Arbeitsgemeinschaft Psychotherapeutische
Medizin/ Psychosomatik

Vom Träumen und Hoffen ÖFFENTLICHE
VORTRAGSVERANSTALTUNG

AM MITTWOCH
6. DEZEMBER 2000
15.00 BIS 22.00 UHR

Veranstaltungsort:.
Christliches Krankenhaus Quakenbrück
Krankenhauskapelle
ARCHE

VeranstalterInnen:
Die Klinikseelsorgerinnen und die
Abteilung für Psychotherapeutische
und Psychosomatische Medizin
Christliches Krankenhaus Quakenbrück

Vor 100 Jahren erschien "Die Traumdeutung" von Sigmund Freud. Lange Zeit galt im Anschluß an diese - von Freud selbst als sehr bedeutungsvoll eingeschätzte - Veröffentlichung der Traum als via regia, das heißt als therapeutischer Königsweg ins Unbewußte. Anderweitige psychotherapeutische Verfahren ließen später jedoch das Interesse an dem Traum geringer werden - bis in jüngster Zeit durch Ergebnisse der empirischen Schlafforschung einige Grundannahmen aus aus der "Traumdeutung" wieder an Aktualität gewann.
Der Traum als alternative Erlebensweise des Ichs zum Wachbewußtsein interessiert die Menschen allerdings schon seit Beginn ihrer Selbstreflexivität. Ängste, Hoffnungen, Problemlösungen und Erlösungserwartungen gehören zu den großen Traum-Themen. Grund genug, Psychotherapie und Seelsorge zu dem Leitthema "Träumen und Hoffen" in einen Dialog einzubinden.

Tagungsablauf

14.30 Uhr
Anreise / Stehkaffee

15.00 Uhr
Begrüßung und Hinführung
Dechant Teckentrup, Mitglied des
Verwaltungsrates, CKQ

15.15 Uhr
Vortrag und Diskussion
"Hoffen wir das Beste..."
Pastoralreferentin L. Zimmer, CKQ

16.00 Uhr
Vortrag und Diskussion
"Frauen träumen Glauben"
Diakonin A. Junghans-Maurer, CKQ

16.45 Uhr
Vortrag und Diskussion
"Traum und Trauma" online-version
Dipl.-Psych. R. Süsske, CKQ

17.40 Uhr bis 18.30 Uhr
Abendessen

18.30 Uhr
Vortrag und Diskussion
"Hoffnungsträume im Alten Testament"
Klinikpfarrer R. Hertzfeld
Landeskrankenhaus Osnabrück

19.30 Uhr bis 20.00 Uhr
Pause

20.00 Uhr
Vortrag und Diskussion
"Die Träume als Kreativ-Werkstatt für
körperliche und seelische Gesundheit"

Dr. E. Schiffer, CA Abtlg.
Psychotherap. Med., CKQ

22.00 Uhr
Ende der Tagung

Moderation:
Pastor W. Albers

Christliche Krankenhaus Quakenbrück
Abt. für Psychotherapeutische Medizin/ Psychosomatik
Danziger Straße
.
49610 Quakenbrück.
telefon: 05431 / 15 17 82
. fax: 05431 / 15 17 83.
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Medizin/ Psychosomatik

 

 
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